Mittwoch, 14. Januar 2015

Berlin Reinickendorf

Graumorgens, eine lange Straße, vorbei an Fabrikgebäuden. Es riecht süßlich bis dreckig. Ich hole ein Paket ab bei UPS. Eine Kaffeerösterei, Bartscherer, Denns. Mehr Bio für Berlin. Ein Auto saust an mir vorbei und biegt scharf links ab in die nächste Lieferstation. Alles scheint sehr routiniert. Tore gehen auf, Container rumpeln. Es erinnert mich an den Hamburger Hafen. Ich gehe weiter. Regen. Süßlich-beißender Geruch, ich halte mein Tuch vor die Nase. Als ich das Paket in den Händen halte, wähle ich einen anderen Weg zurück - wegen der Luft. Immer geradeaus gehts zum S-Bahnhof Alt-Reinikendorf. Nach einem gefühlten Kilomter endlich das Schild: 230m bis zur S-Bahn. Von hinten kein Zugang. Einsamkeit. Ein Mann sieht mich lange komisch an. Das ist nicht mein Berlin, denke ich. Ich komme mir vor wie in einer anderen Welt. Ich will zurück. Noch 2 Stationen bis in den Wedding. Zurück zu meinen Supermärkten. Ein paar Produkte will ich jetzt nicht mehr kaufen, nach dem Anblick dieser Riesenfabriken und ihrer stinkenden Luft! Wie lange noch, bis unser Planet verbrennt? Ich zerreisse mein durchgeweichtes UPS-Paket und finde darinnen die Visitenkarten, die ich vor zwei Wochen bestellt hab. Ich frage mich, wielange mein Vorsatz mit den Lebensmitteln noch hält und ob ich überhaupt das Richtige tue auf dieser Welt. Auf der Rückseite der Karten steht klein geschrieben: Out beyond Ideas of wrongdoing and rightdoing there's a field... I'll meet you there. (Rumi)