Dienstag, 31. Juli 2018

Zurück im Hunzatal

Nach 6 Jahren bin ich endlich wieder zurück in Hunza, wo Zoheb und ich im Frühling 2012 zum erstenmal zusammen waren.

Das Tal zieht sich entlang des Karakoam Highway (die alte Seidenstraße) in Richtung China und ist wunder wunderschön. Vor allem ist man plötzlich umgeben von weißen Bergen, während es im Tal selber angenehm warm ist. Unten fließt der Indus in seinen kleinen Anfängen und oben ragt der Rakaposhi mit seinen 7788 Metern in die Höhe. Dazwischen münden Gletscher in den Fluss die eine angenehme Kühle entlang des KKH verbreiten. Zoheb musste wieder nach Gilgit, wo er Englisch unterrichtet. Ich versprach ihm, nicht alleine zu trampen und blieb allein im Old Hunza Inn, wo unsere Geschichte einmal anfing. Es ist lustig wieder hier zu sein, manche kennen mich noch - aber nur sehr wenige. Vor allem gibt es viele Touristen inzwischen, die meisten sind aus Pakistan, aus Lahore, Karachi und Islamabad. Sie sind überrascht, dass ich Urdu spreche und dass ich zu Fuß gehe. Ich gehe hinauf zu Eagles Nest, dem höchsten Restaurant hier in der Gegend. Es dauert ungefähr zwei Stunden. Unterwegs werde ich neugierig angeschaut, Kinder kichern und sagen "hello" und ich sage freundlich " hello" zurück. Auf den Dächern trocknet man Aprikosen. Ich sehe die steilen Eiswände des Rakaposhi vor mir und gehe geduldig weiter. Ein Stückchen nimmt mich ein Bus mit Familie mit, die nichts dafür wollen - ist das schon trampen? Doch langsam merke ich auch die Höhe, mir ist leicht schwindelig und ich freue mich über die kurze Erholung.

Oben angekommen sehe ich die Berggipfel, als wären sie ganz nah: Diran, Ladyfinger, Duiker, Golden Peak und Rakaposhi. Ich habe sie alle so lieb, als würde ich sie schon ganz lange kennen.



Donnerstag, 26. Juli 2018

Die Stadt zwischen den Bergen

"It's wonderfull weather today!", sagt der Wachmann und wischt mir einen Stuhl sauber. Ich bedanke mich und setze mich in den Regen.

Gilgit ist die Hauptstadt der nördlichsten Provinz von Pakistan, Gilgit Baltistan, und liegt mitten in einem hohen Talkessel auf 1500 Metern. Nicht weit von hier ist der Nanga Parbat, der neunthöchste Berg der Welt und mein Lieblingsberg. Man fliegt an ihm vorbei, wenn man mit dem Flugzeug von Islamabad aus fliegt - falls es fliegt. Da gestern Wahlen waren, war ich nicht so sicher und fragte am PIA Schalter nach. "Natürlich fliegen wir", sagte der Mann von Pakistan International Airlines und klang etwas beleidigt. Bei diesem Flug weiß man nie. Wenn z. B. oben schlechtes Wetter ist, dreht das Flugzeug am Nanga Parbat einfach um und landet wieder in Islamabad. Wir fliegen also. Aus den Wolken erheben sich kurz nach Islamabad die klar umrissenen Berge des Himalayas. Bei jedem nächsthöheren Gipfel denke ich: das muss der Nanga Parbat sein! Aber wenn er wirklich kommt, dann weiß man es. Er ist höher, als das Flugzeug fliegt und ragt steil wie eine Wand rechts von uns empor. Unter uns sehe ich noch Gletscher von den anderen Bergspitzen, dann verschwinden wir wieder in den Wolken. Dieser einstündige Flug von Islamabad nach Gilgit ist glaube ich der schönste Flug der Welt!

Auch bei den Wahlen ging alles gut. Die Partei des ehemaligen Cricket Helden Imran Khan gewann überraschend die Mehrheit und das Land hofft jetzt auf großen Wandel. Jahrelang hatten sich nur die zwei korrupten Parteien PPP und PMLN abgewechselt. Auf die Frage hin, ob er nun happy ist, dass PTI gewonnen hat, sagt ein Freund strahlend: "Of course I am very very happy", und fügt nach kurzem Nachdenken hinzu: "I feel like I have more blood today!" Ich fand das einen lustigen Ausdruck. Ich mag Gilgit. Alle fragen, wie die Fahrt war und ob es mir hier gut gehe. ich sage, ja sehr - und ich habe sogar den Nanga gesehen! Eine von Zohebs Studetinnen muss lachen: "ja, wer den Nanga nicht gesehen hat ist eigentlich noch gar nicht in Gilgit angekommen."


Domestic Flights

Morgens mit einem Chai in Islamabad, Domestic Flights Area. Zwischen dem Check-out und Check-in verabschiede ich schnell noch die nette Familie, die neben mir im Flieger saß und gehe zur Immigration. Draußen wird es Tag.

"Long name", murmelt der Mann hinter dem Computer bei meiner Einreise. "Was?", "Long Name... Problem with the system", wiederholt er und grinst dabei verlegen. Ich bin die letzte in der Reihe und bange, ob ich meinen Anschlussflug nach Gilgit noch bekomme. "Sie können Irene Veronika ruhig weglassen", sage ich, um das Ganze zu beschleunigen. Wir unterhalten uns. Die Idee, dass man nichts zu tun hat mit der Person, die vor einem ist, kann man hier vergessen. "Soooo... Where did you come from?", fragt auch der Mann, der die Tür zu den Domestic Flights öffnet neugierig und hält mich länger auf, als es für die Kontrolle nötig wäre. Dann rülpst er laut und lange und spricht weiter, als wär nichts gewesen: "Your country please, Madam?". Ich antworte knapp und gehe weiter um meinen ersten Chai zu kaufen. Ich bekomme Internet und lade mein Handy.

"Which model is your phone?", fragt mich der Verkäufer. Ich dachte eigentlich, ich habe ein ganz gutes Handy... "It's too much old!", beschließt er kopfschüttelnd, "why don't your husband buy you new phone?". Später will er mich auf den Tee einladen, als Gast. Aber ich winke ab und zahle gerne. Ach Pakistan, wie schön ist es, wieder hier zu sein!