Donnerstag, 10. Januar 2008

Und ständig betet der Lautsprecher

Das Allabendliche Brotpacken ist inzwischen richtig meditativ für mich. Ich bin dann noch mehr in Gedanken als sonst, trödel in meiner Vergangenheit umher und versuch mir ein Bild von meinem Leben zu machen (vielleicht find ich so ja raus, was es mit mir noch vorhat – oder ich mit ihm). Dann bin ich wieder hier, Tacker rechts, tacker links (und morgen führen wir nach Tatakedona, wenn nicht schon wieder...) und will die Gesellschaft begreifen mit all ihren Gründen für was sie tun und lassen. Warum die Frauen nichts machen können, ohne die Erlaubnis ihres Vaters, Mannes, Bruders oder sogar des Sohnes. Ob die Leute wirklich so stolz auf ihr Land sind wie es scheint, oder ob es nur so scheinen muss für uns Ausländer. Und dann immer wieder die Frage nach den Anschlägen. „Keine Sorge, hier geht nicht jeden Tag eine Bombe hoch“ hatte ich geschrieben (alte Bloggeschichten). Inzwischen kann ich mir dessen gar nicht mehr sicher sein. Vor wenigen Stunden hat es auch die ruhige Kulturmetropole Lahore erwischt – und mit ihr 20 Menschen, nicht ich, „andere“ eben. Keine Benazir, keine Namen. Vielleicht waren es auch mehr. Diesmal wird sich darüber unterhalten – schließlich war es in unserer Stadt. Ich würde immer noch sagen, macht euch keine Sorgen. Jedenfalls nicht um mich. Aber doch um die, die das Leben nehmen, nicht wissen was tun damit und schließlich es sich (und anderen) weg-nehmen müssen.

Ich habe gehört, dass die Gebete auf Arabisch sind. Dann bin ich zumindest nicht die Einzige, die nicht versteht, was da gesagt wird! Die Baustelle vor meinem Fenster ist eine Moschee geworden. Wir warten jetzt auf die Mikrophone (weil unsere Bitte, diese nicht anzubringen, vermutlich in den Wind oder in ein Lachen umgeschlagen wurde), während ich auf einen guten Nachrichtendienst warte, der mir sagen kann, wo wann was passiert ist und weshalb…

Inzwischen unterrichte ich auch die erste Klasse in Englisch. So ist der Vormittag für mich recht rund geworden: Ein Satz ins Heft mit der 3. Klasse (11 h), mit der 2. ein Wort (12 h) und mit den Erstklässlern den nächste Buchstaben im ABC (12:45 h). Dann bis Schulschluss (13:30 h) wie auch im Hautunterricht Schönschreiben mit den "weaker students", Khana kane, Leben mit den Betreuten, Homelessons, Fußball (jetzt sogar schon Volleyball), Khana kane - im rotibacken mache ich mich auch schon ganz gut - und der Abend wird schließlich den Broten gewidmet...

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