Freitag, 21. Dezember 2007

Das große Schlachten

Ich nehme an, ihr habt nicht alle ein Kaminfeuer neben dem Pc. Ist bei uns auch eher selten. Das nur wegen gestern. Und heute das Eid-Schlachtfest. Die Straßen sind voller Blut. Überall liegen Ziegenfelle und Kuhfüße (gebündelt). Manchmal ein entleerter Darm, dann wieder ganze Tiere, die gehäutet werden. Als ich besorgt gefragt werde, ob es auch gut für mich ist, eine Kuh so sterben zu sehen sage ich passt schon, ich bin ja auf dem Bauernhof groß geworden. Beim Schlachten werde ich erst dieser Lüge gewahr und stelle fest, dass meine Gesichtsmuskeln sich verkrampfen als wenn ich in die Sonne gucken müsste. Ich wusste auch nicht, dass das Fleisch eine Stunde später noch immer vor sich hin zuckt. Und dann sehe ich schließlich auch keinen Sinn in dem vielen Schlachten und Fleischanhäufen heute. Für die Bettler, die nun aus ihren Normadenhütten kommen um in Plastiktüten ihren Teil des Viehs (1/3 den armen, 1/3 den Nachbarn und Freunden, 1/3 behalten) fordern, mag dieser Tag schön sein. Für mich nur eine weitere Verwunderung. Die geschmückten Tiere werden morgen und übermorgen nach und nach von den Schlachtern überrascht, die sich dann mit rostiger Klinge an die Kehle eines würdevollen Kamels machen. Das ist die Tradition. Seit Abraham statt seinem Sohn einen Bock opfern durfte. Würde ich diese Dinge verstehen, wenn ich mich endlich mehr um deren Hintergrund bemühte? Der Koran liegt angelesen neben meinem Bett, zuwischen drei anderen Büchern, in denen ich schon weiter gekommen bin. Dabei sollte er mindestens auf Augenhöhe in einem Schrank für sich allein stehen und nur mit reingewaschenen Händen und guten Gedanken (und eigentlich auch in Arabischer Sprache) gelesen werden. Doch auch wenn ich dazu nicht komme und schließlich sogar mein (nein Dein) „Islam verstehen“ verloren habe (das wirklich verständlich geschrieben war), so habe ich noch etliche Begegnungen mit den Leuten, in welchen all meine Fragen wieder auftauchen können. Plauderabende mit Anum z.B., über deren Inhalt ich grad nicht schreiben mag, weil vieles doch wieder Frauensache war. Gespräche aber, wo ich eine Idee davon bekommen konnte, warum die Dinge hier so sind wie sie sind, warum so wenig hinterfragt wird (denn so steht es im Koran und der gibt – im Gegensatz zur Bibel oder der Tora – Gottes Wort unverfälscht wieder), welche Kraft der Glaube hat und wie er den Menschen Sicherheit geben kann in allem was sie tun.

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