Montag, 31. Dezember 2007

Wasep (Rückkehr)

Und das waren die Ferien. Und ich schreibe doch nicht erst in einer Woche wieder und auch keine neuen Wunder-Eindruecke. Obwohl man die Dinge der letzten 2 Tage durchaus auch von diesem Gesichtspunkt aus sehen kann.

Unser Zug hat gerade etwa ein Viertel der Strecke von Lahore nach Karachi zurückgelegt, als uns die Nachricht vom Tod der Oppositionsführerin und soundsoviel anderen erreicht. Die Leute im Zug bewegen sich langsam, stehen auf, Telefonieren – und wirken relativ emotionslos. Uns raten sie, nicht nach Karachi weiterzufahren, überhaupt nicht in den Sindh zu fahren, weil dies ja das Gebiet ihrer Heimat sei, weil das Volk einen Hass auf die Regierung, Hass auf Amerika habe und da alle Weißen für sie „Angreze“ sind und Angreze gleich wieder Amerikaner, sei es für uns schon unsicherer, als für die Einheimischen. Es ist schwer, klare Antworten zu bekommen. Die einen meinen, das Attentat sei in Karachi gewesen, nicht in Rawalpindi. Im Punjab, in Lahore seien wir jedenfalls einigermaßen sicher. Dann häufen sich die Nachrichten von außen, man sagt sich, jetzt geht es in allen Städten rund und die Pakistanis selbst organisieren sich auch schon eine andere Bleibe als Karachi, Handys klingeln wieder.
Der Zug fährt, erfahren wir später, auch gar nicht weiter nach Karachi, sondern kehrt nach Lahore zurück. als er schließlich in Khanewal hält (ich hör überall nur Karneval), steht sofort ein Mann vor uns (wieauchimmer er uns so schnell im Zug gefunden hat), uns abzuholen. Plötzlich sind wir in einem Krankenwagen, weil das sicherer ist, als zivil zu fahren. Es sind irgendwie etliche Menschen daran beteiligt, uns in dieser Nacht wieder nach Lahore zu bekommen. Aber ich will keine Geschichten erzählen, da komm ich mir komisch vor, angesichts der Dinge, die in dem Land passieren und mir nicht ganz greifbar sind. Nur kurz sagen, dass ich wieder in hier bin und vorerst auch bleiben werde, bleiben muss (und somit auch den geplanten Abstand von Roshni nicht habe um mit neuen Ideen und allem was dazugehört wiederzukommen).

Wann ist man eigentlich in Gefahr? Die Leute um uns sind alle so friedlich und freundlich und ich schaffs nach wie vor nicht, mir die Bösen darunter vorzustellen. Auch von der Religion her geht das eigentlich gar nicht klar. Von der Politik wisst ihr wahrscheinlich wieder mehr als ich!
Als wir z.B. in besagter Nacht morgens um 3 Station machen bei den Leuten, die uns holen und bringen (und schließlich um diese Uhrzeit noch was kochen, woraufhin ich wirklich nicht mehr weiß, was sagen – obwohl Englisch gesprochen wird), versuche ich vergeblich etwas über die Situation zu erfahren: vor dem Fernseher wird wie gewohnt von Sender zu Sender gezappt und als ich ganz entschlossen sage ich würde jetzt doch gerne mal „News“ gucken, bekomme ich nur einige Minuten, einige Satzfetzen und ähnliche Informationen wie schon zuvor mit – bevor wieder Kricket geguckt wird.

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