Donnerstag, 22. März 2012

KKH


Das Slum vor Islamabad – ueberhaupt das erste das ich hier sehe - schlaeft. In Schubkarren werden ein paar Kinder und unverkaufte Waren vom Tag heimgefahren. Hier beginnt unsere Reise. Das Busticket zeigt den Plan an: Rawalpindi -> Hunza. Ich halte es in den Haenden wie einen Schatz. Hunza. Doch so lange wir nicht wirklich da sind, wollen wir unseren Traum kleinhalten, haben wir gesagt. Nach zwei Tagen Warten am Flughafen wurde schliesslich auch der fuenfte Flug nach Gilgit wetterbedingt gestrichen und wir haben uns fuers Busfahren entschieden. Es ist mutig, aber es ist ein Abenteuer.
19:30 h, Das Busdach ist bis zum Rand vollgepackt. langsam, langsam schaukeln wir los.
20:00 h, Die Seidenstrasse, der sagenumwobene Karakoam Highway, beginnt.
21:00 h, Unser Manager ruft an, er hat fuer morgen zwei Plaetze im Flugzeug gebucht. Zu spaet, wir sind schon in Abottabad. Zo solle sichergehen, dass es mir gut geht in Pakistan, sagt der Manager, ich bin schliesslich Gast in seinem Land. Ich erzaehle Zo ein bisschen von Deutschland, und wie erstaunt ich vom nationalen Bewusstsein hier bin. Unser Land. Dann kommen wir zu Religionen und Zo sagt, ich muss aufpassen, ueber was ich spreche. Wir kennen die Mitfahrer nicht, die Situation ist nicht klar. Keine Religion, keine Laendernamen und nicht zu laut reden, ok? Ok. Aber ich fuehle mich komisch.
24:00 h, Wir halten fuer ein Abendessen. Der Busfahrer fragt strahlend, ob ich allright bin und begruesst Zo (der von nun an sein Bruder ist) mit der ueblich-herzlichen Umarmung der Maenner. Wo nimmt er nur diese Froehlichkeit her – ist er nicht eben 4 1/2 Stunden Bus gefahren?
02:00 h, Der erste Checkpoint. Mein Urdu, mein Assalamu Aleikum und mein Laecheln werden nicht erwiedert. Ich bin lieber still und lasse Zo sprechen. Er wird lange ueber mich und mein Vorhaben in den Bergen ausgefragt, eine Taschenlampe leuchtet mir ins Gesicht. Ich will weiter. Der ganze Bus wartet. Fuer die naechsten 100 km bekomme ich einen Guard zur Seite gestellt - zu meiner Sicherheit.
04:00 h, Zweiter Checkpoint. Alles geht netter und schneller, meine Gefuehle sind wieder in Ordnung.
04:30 h, Wir wechseln Reifen oder so. Ich bleibe lieber im Bus, for security reasons.
05:30 h, Dritter Checkpoint. Reibungslos. Als ich zurueckkomme, fragt mich der Busfahrer strahlend: hogya (geschafft)? Jii, hogya, Allakashukkerhae (Gott sei Dank), der Rest vom Bus lacht. Ich bekomme einen neuen Guard. Die Berge beginnen.
06:00 h, Der Tag bricht an. Links von mir erheben sich riesige Felsbrocken. Wer auch immer diese Strasse gebaut hat, muss wahnsinnig gewesen sein – oder keine andere Wahl gehabt haben...
07:00 h, Wir fahren durch einen Fluss, langsam fallen mir die Aeuglein zu.
08:00 h, Wir halten im Tal fuer ein Fruehstueck. Jemand fasst mich unguenstig an in der Menge, aber was soll man machen, sowas passiert ueberall auf der Welt. Jetzt fahren wir im Konvoi weiter, weil wir Kohistan queren muessen. Unten schlaengelt sich der Indus in klarem Tuerkisgrau, oben erheben sich majestaetische Schneekappen. Dazwischen Fluesse, kleine Reisfelder und Wasserfaelle. Meine Augen werden nicht satt.
10:00 h, Wir warten wieder. Jemand schraubt am Bus rum und ich weiss nicht, warum. Maenner verschwinden zwischen den Steinen. Wo gehen die Frauen hin?
12:00 h, Maria hoert auf zu schreiben, weil ihr alles zu lang wird.
17:00 h, Ein Fenster bricht, als wir im Konvoi einen Minibus ueberholen. Auf einem Stein am Strassenrand steht: look back for Nanga Prabat. Schnell drehe ich mich um und erhasche einen Blick auf den 8000er. Nanga Prabat – mein Koenig!
18:00 h, Es wird spaet. Wir ueberlegen, unsere Fahrt in Gilgit zu unterbrechen um morgen bei Tageslicht nach Hunza zu fahren. Aber wenn wir in Gilgit sind, Maria, musst Du in meiner Naehe bleiben und nicht wie sonst alles angucken wollen. Wie? In dieser Stadt gibt es killing (Schiiten/Sunniten), verstehst Du? Aber lass uns nicht hier darueber sprechen, ok? Denk daran, was ich Dir gesagt habe. Wenn wir ersteinmal in Hunza sind, kannst Du wieder machen was Du willst. Singen, Tanzen, springen meinetwegen. Aber hier sei wachsam. Schau, die Kirschblueten dort unten! Und wirklich: das ganze Tal ist voller Blueten. Ich staune.
19:00 h, Wir steigen in Gilgit aus. Wie immer kennt Zo auch hier nur die besten Leute und wir werden im Medina Guesthouse aufs Herzlichste empfangen. Mit Raji und den anderen sitzen wir beisammen am Kamin, essen leckere Kartoffeln mit Erbsen und warmem Naan und erzaehlen von der Reise.

Keine Kommentare: