Donnerstag, 29. März 2012

Rueckfahrt

Jetzt werden die Heimatfaeden wieder gesponnen. Ich lese mails von meiner Familie und von Berlin und erinner mich nach 2 Monaten Versenkung, dass ich einen Rueckflug zu nehmen habe. Ich muss in 7 Tagen von Hunza nach Delhi kommen. Ein Tag davon ist gegangen, weil ich im Datum falsch war. Zwei weitere, weil ich von Gilgit nicht loskomme. Einen Flug von hier nach Islamabad zu bekommen, ist in etwa so schwierig, wie den Hinflug zu kriegen (was wir letzten Endes nicht geschafft haben). Heute morgen hatte ich schon einige Huerden genommen: Der Flughafen war nicht geschlossen, ich stand auf der Gaesteliste, hatte einen confirmed seat (mit linkem Fensterplatz fuer den Nanga Prabat). Dann das Wichtigste: Das Flugzeug, das uns sozusagen abholt, verlaesst Islamabad. Alle warten, alle sind gespannt. Doch ploetzlich hoere ich um mich herum Telephonklingeln und das mir so ungeliebte Wort "wapes" (zurueck) faellt. schliesslich frage ich nach. Und wirklich: das Flugzeug ist umgekehrt. Das ist naemlich die letzte Huerde: Das Wetter am Nanga Prabat. Wenn nicht die ganze Bergkette zu sehen ist, dreht das Flugzeug einfach wieder um und holt gar niemanden ab. "Was machen wir jetzt?" Frage ich einen Officer am Flughafen. "Zigarett pio, enjoy karo", sagt er und bietet mir lachend eine Zigarette an. Was soll ich denn jetzt bitte enjoyen? Aber er hat Recht: Die Sonne scheint, um mich rum sind nur nette Leute und ich werde sogar zurueck zum Guesthouse gebracht. In Gilgit ist Streik und die Strassen sind voll von Polizei. So kommt es also, dass ich wieder hier sitze und Zeit zum Schreiben habe.

Es gibt naemlich (ausser der versprochenen U-Bahnfahrt in Delhi) noch eine Sache, die ich aufgeschoben hatte, weil das Thema so schwierig ist. Die Lehrerinnen und Sarwar haben ihr Visum nicht bekommen. Es ist deswegen schwierig, weil keiner hier ein Visum bekommt. Auch nicht mit Invitation und Insurance und care of all costs. Beinahe jeder hat so eine Geschichte zu erzaehlen. Ich moechte mich irgendwie fuer Deutschland entschuldigen. Selbst wenn ich mir vorstelle, dass jemand ein Visum bekaeme, habe ich kein gutes Gefuehl im Bauch, weil ich weiss, dass er dort nicht so sehr als Gast empfangen sein wird, wie ich es hier bin. Ich habe dieser Tage so viele Tees getrunken, dass ich schon eine kleine Unvertraeglichkeit habe im Magen. Ich wurde so oft zum Essen eingeladen und zu Rikschafahrten, zu Familien und zu Hochzeiten, dass ich gar nicht mehr weiss wohin mit meiner Freude. Fuer mich ist auch Deutschland wunderbar, und ich weiss, dass alle Menschen, die ich dort kenne nicht so komisch und unfreundlich sind. Und doch... Und doch habe ich dieses Bild im Kopf, dass jemand aus Pakistan ankommt und keiner ihm weiterhelfen, geschweigedenn zu irgendetwas einladen wird (ohne ihn zu kennen). Das ist also, wie ich meine Faeden spinne, ich denke zurueck, ich vergleiche, versuche Sachen zu verstehen und freue mich dabei schon sehr auf Zuhause - Wenn ich nur ersteinmal aus diesen verrueckten Bergen herausgekommen bin...

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