Dienstag, 7. Februar 2012

Aisa mera kam ho ja tha hae!

Das ist, wie die Dinge hier laufen: Ich sollte trotz des guten Frühsücks auch heute wieder ein Mittagessen bekommen. In Lado Sarai, einem sehr ruhigen alten Viertel von Delhi, habe ich mir am Vormittag zwei Shalwar-Kameez schneidern lassen und bin dabei totally out of money gerannt. Gut, dachte ich, ich muss ja nichts mehr essen und meine Metrokarte reicht auch noch bis nachhaus (von der Metro erzähl ich ein andermal, das ist völlig abgefahren!). Da ruft mich plötzlich jemand von der Straße her an: Hey, I know you from the plane! Ganz kurz überlege ich, ob das ein Touriabschleppspruch ist und ich einfach weitergehen soll. Dann halte ich an. Und während Vijai noch von unserem Treffen in Istanbul spricht, erkenne ich auch langsam sein Gesicht wieder. Wie klein die Welt doch ist! Nach meinem Frühstückschae und zwei weiteren auf dem Weg bekomme ich also im Office von Vijais Cousin einen vierten (was mir sehr gelegen kommt). Da der Cousin fast akzentfrei Englisch spricht, nehme ich an, dass es sich um eine reichere Familie handelt. So ist es auch. Und dazu um die größte in ganz Lado Sarai - vielleicht sogar in Delhi, sagen die beiden Cousins. Das bestätigt sich, als mir nacheinander die im Compound wohnenden Familienmitglieder samt Wohnungen gezeigt werden. Es folgen mehrere Chae, Süßes Ladoo dazu und viel schnelles Hindi. Die Kinder sind immer stolz Englisch zu sprechen, die Alten freuen sich, von mir Hindi zu hören. So sind alle bedient. Auch ich. Und dann kommt das Essen: Wunderbar warme Rootis mit Gemüse und Dahi (Joghurt). Nachdem ich mich ordentlich bedankt und alle Zusammenhänge der immerhin 115 Familienmitglieder annährend verstanden habe, ziehts mich zurück in die kurvigen Straßen von Lado Sarai. Als mich ein Rikschafahrer fragt, ob er mich zur Metro bringen soll, muss ich sagen, dass ich leider kein Geld mehr habe. Koi baat nahin (macht gar nichts!), Ich bring Dich zu einem Bazar, Du bleibst da 10 Minuten, nichts machen, nichts kaufen, wir fahren weiter und ich bekomme mein Geld vom Ladenbesitzer. Thik hae, so machen wirs. So komme ich also wirklich mit meinen letzten 30 Rupees bis nachhause - zumal ich im Qtab Minar davor 10 rs indischen Eintritt zahlen konnte, statt 250, weil ich gesagt habe dass ich hier lebe und arbeite (das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber immerhin). Aisa mera kam ho ja tha hae - das ist, wie die Dinge hier laufen.

1 Kommentar:

emeralda hat gesagt…

hey! was heißt hier, zukunftsmusik??? dort arbeiten? ich fühle mich noch nicht bereit für diesen schritt. aber abgesehen davon: so ist es wie die dinge im leben laufen! verrückte dinge erleben. ich auch! gestern hab ich ein clown in der bergmannstrasse gesehen. nachts. er schnaufte: karneval! es war total surreal. ich liebe dich!