Sonntag, 5. Februar 2012

Im Iskcon-Tempel

Wenn wir gefrühsückt haben (wie unten) und Nihar zur Arbeit gegangen ist, streune ich immer ein bisschen durch die Straßen und schau, was mir noch so über den Weg läuft. Heute war es (wiedermal) ein Tässchen Chae und dann: der ISKCON-Tempel (International Society for Krishna Conscousness). Hier wird also Krishna, der achten Inkarnation Vishnus, dem Erhalter, gehuldigt. Davon versteh ich leider noch nicht so viel, aber dafür habe ich mir gestern eine Bhagavad Gita geholt, in der ich das alles nachlesen kann. Etwas unbeholfen stand ich also inmitten des Tempels und versuchte so zu tun, als wäre ich immer schon hier gewesen: Treppenstufen berühren, Hand zur Stirn, zum Herz, dann die Statuen berühren, Stirn zum Boden, Blumen werfen und das alles. Weil ich mir dabei aber doch ein bisschen komisch vorkam, setzte ich mich lieber unauffällig an den Rand und sah dem bunten Treiben lange zu.

Auf der anderen Seite, auch am Rand, saßen mehrere Frauen und fädelten Blumen zu Ketten auf. Bei den Frauen fühl ich mich immer sicher, weil sie einen nicht gleich heiraten oder ausführen wollen. Also bin ich rüber und habe mich dazugesetzt. Bald bekam ich auch eine Nadel und Faden und konnte in dem ganzen Blumenduft mitarbeiten. Dabei war meine Hauptaufgabe, bei den schnellen Gesprächen zwischen den Frauen mitzukommen. Was ich immer verstehe ist, wenn es Essen gibt. Und so war es dann auch: "jaldi jaldi chatam karo" (mach das schnell fertig), sagte die Frau, die mir auch die Nadel gegeben hatte, "Ao, khanaa tayar hae!" (komm, das Essen ist fertig!). Ich habe immer gute Erfahrung damit gemacht, sich anzuschließen, wenn auf einmal alle irgendwo hingehen - vor allem, wenn man dazu aufgefordert wird. Wir gingen also zusammen runter, in einen großen Raum - Hände waschen nicht vergessen - und bekamen Riesenteller mit Reis, allerlei Gemüse, süßer frischer Tomatensauce und warmem Halva (leckerer Nachtisch aus dicker Weizenpaste). Und so saß ich zwischen den Tempelleuten mit meinen Frauen auf dem Boden und aß mit den Händen, als wäre es immer schon so gewesen.

Einen Fehler habe ich später aber doch gemacht: Um den Faden einzufädeln, habe ich ihn kurz mit der Zunge angefeuchtet. Da haben die Frauen ihre Arbeit hingelegt und gesagt: Jetzt musst Du Dich beim Bhagvan (Gott) entschuldigen. Nimm nächstesmal Wasser! Also habe ich kurz mit dem Kopf gewackelt, die Hände zusammengelegt und mich beim Gott entschuldigt ("M'af karo!"). Dann war alles wieder in Ordnung und wir konnten weiterfädeln. Als der Blumenberg schließlich fertig war, haben sich die Frauen von mir verabschiedet und gefragt, ob ich auch morgen wiederkomme. Weil ich noch kein gutes Wort für "mal sehen" kenne, habe ich ein schnelles "insha 'Allah" gemurmelt, was ja eigentlich arabisch ist und 'so Gott will' heißt. Aber das haben sie dann auch verstanden und gelacht.

Keine Kommentare: