Montag, 27. Februar 2012

Hunza ruft

Auf halbem Weg von der Schule zurueck treffe ich mich mit Veronika, auch Gaestin in Roshni, zum Chaetrinken. Die Maenner ruecken schnell beisiete, bieten uns einen Platz an und machen neuen Tee und Rootis warm. Das geht so: Rooti rollen, hin und herwerfen, zack aufs Kissen und ab in den Ofen. Als ich das zum erstenmal gesehen habe, musste ich sehr lachen - einfach weil es eine so gute Idee ist: Der runde Fladen haengt kopfueber an der Flaeche zum Lehmofen und wird durch das Feuer von unten und durch die Wand von oben gewaermt, sodass es ueberall knusprige Blaeschen gibt. Ich bestell einen frischen Rooti (der 2 Rupees kostet und mir nachher nicht berechnet wird) und tunke ihn in den Tee. Neugierige Blicke und Tuscheln auf der Maennerseite folgen mir ebenso, wie ich dem Rootibacken eben gefolgt bin. Wir sind alle ein bisschen faszieniert voneinander. Unsere Haut, das viele Reden, vielleicht auch die ernsten Gesichter, die wir Deutschen machen - allein dass wir dort sitzen scheint komisch zu sein. Aber weil wir bestaendig jeden Tag wiedergekommen sind, hat sich eine Art "Normalitaet" eingeschlichen. Eigentlich werden Kekse in den Tee getunkt, nicht Rootis. Als wir das letztemal da waren, haben wir auch eine Packung bekommen, und wie um uns zu zeigen, wie das geht, hat sich der Ladenbesitzer neben uns gesetzt, ein "bismillah" (in Gottes Namen) gemurmelt und den Keks eingetunkt. Als ich auch in Gottes Namen meinen Keks eingetunkt habe, waren alle zufrieden. Dann habe ich zum Rooti etwas richtiges zu Essen bestellt, Linsen (mit 2 kleinen Voeglechen, was ich vorher nicht wusste) und alles zusammen sollte nur 20 cent kosten. Meistens will uns der Besitzer einladen, aber dann drueck ich ihm schnell mein Geld in die Hand, was er unauffaellig zur Kasse wirft. Das ist unsere kleine Normalitaet.

Und obwohl ich sehr gluecklich bin, wieder in Roshni zu sein und auch zu arbeiten, und obwohl Lahore noch unendlich viele Geheimnisse fuer mich birgt, fuehle ich, dass ich bald wieder aufbrechen muss. Reisezeit vergeht einfach zu schnell! Nur wohin? Indien waere am einfachsten, Nordpakistan naeher an meinem Herzen dran. Seit ich vor vier Jahren zum erstenmal vom Karakoam Highway und vom Hunzatal gehoert habe, fuehle ich mich dort hingezogen. Wahrscheinlich liegt ein Zauber auf dem Himalyadorf: Gestern Nacht in der Rikscha hat ein Freund gesagt: "Hunza always draws a big smile on my face". Vielleicht kann ich mit ihm reisen, insha'Allah, denn er will den Fruehling dort oben kommen sehen. Wenn nicht, dann wird mir etwas anderes Gutes passieren. Vielleicht sehe ich auch Latif an der Wagah Border bald wieder. Der Aufbruch ist jedenfalls nah.


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