Samstag, 18. Februar 2012

Randnotiz

Mein Kopf ist so voll wie vor einer Mathepruefung und laesst mich deshalb nicht einschlafen. Diese ganzen Themen, die ganzen Erlebnisse. Ich hoffe nur ich mache nichts zu falsch mit meinem Hiersein... Es ist, wie wenn man eine Waage hat, in deren Schalen die beiden Kulturen gelegt werden. Es ist ein staendiges Aufpassen, dass nicht eine der Schalen zuviel Gewicht bekommt, nicht eine zu wenig. Ist es zum Beispiel besser, zu sagen dass die Gaeste aus Deutschland verheiratet sind, weil die Leute nicht verstehen, wie man sonst zusammensein kann, oder ist es gerade deshalb besser, das zu erklaeren, damit sie es verstehen koennen? Mache ich den Frauen hier schlechte Gefuehle, wenn ich alleine reise und alles selber entscheide, waehrend sie wissen, dass sie vielleicht nichtmal aus ihrem Stadtviertel rauskommen werden, oder mach ich ihnen Mut, einen Schritt in diese Richtung zu tun? Soll ich freiheraus mit den Maennern reden, oder lieber gesenkten Blickes vorbeigehen und mich zu den Frauen setzen? Ich weiss es nicht. Ich weiss es immer wieder nicht. Und gleichzeitig kommt allein in den Gespraechen von heute schon die ganze Bandbreite dieser Fragen zum Vorschein.

Morgens, kurz vor der Schule, sagt eine aeltere Frau im Lehrerzimmer zu mir: "I really feel sorry for your country! People told me that you have to live seperate from your families and also when you become sick or old they just sent you to hospital. We would never do this! Like my Parents cared for me when I was young, I will care for them when they are old. I'll never leave them alone!". Mittags, nach dem Unterricht, spreche ich dann mit einer Lehrerin ueber unser deutsches Versicherungssystem und wir werden uns immerhin darin einig, dass es hier die Pflege und den Rueckhalt von der Familie gibt, waehrend bei uns alles ueber den Staat geregelt ist. Es ist nicht besser oder schlechter, es ist einfach anders, sagen wir. Am Abend erzaehle ich schliesslich einem Maedchen aus der Nachbarschaft von meiner Reise und sie sagt mit grossen Augen: "Your country must be really great for Women! You know, we will never be allowed to do such things, because we live so close in our families. First I'm with my parents, next I'll get married and then I have to care for my husband. This is our Lives." Am Ende vom Tag bleibt mir nichts uebrig, als eine kleine Notitz davon in mein Buechlein zu machen. Schreiben hilft. Und mein Leben zuhause und die mir so lieben Beziehungen trage ich in mir wie einen kleinen Edelstein.

1 Kommentar:

emeralda hat gesagt…

dich tragen wir auch wie einen kleinen edelstein in unseren herzen.